AgeMan-Anzug zwingt seine Träger ins Greisenalter und simuliert die verbliebenen physischen Fähigkeiten
Die Gelenke sind steif, die Sinne wie betäubt. Lidwina Rottinghaus, Auszubildende zur Sport- und Fitnesskauffrau ist innerhalb weniger Minuten zur Greisin geworden. Geräusche hören sich für sie so dumpf an, wie unter Wasser. In die Hocke gehen und den Tischtennisball vom Boden aufheben? Nicht daran zu denken. Im Altersanzug erlebt man, wie es sich anfühlt, alt zu sein. Dafür sorgen Gewichte an den Gelenken, eine Bleischwere Hose und Jacke. Außerdem gehören ein Helm, spezielle Kopfhörer und Handschuhe mit zur Ausrüstung.
Schulung und mehr Verständnis
Mehr Geduld, mehr Verständnis und mehr Einfühlungsvermögen. Wer einmal versucht hat, sich mit den Handschuhen nach dem Sport zügig umzuziehen, wird nicht mehr ungeduldig werden, wenn eine ältere
Dame oder ein älterer Herr dafür etwas länger braucht.
Für den Träger des Anzugs wird die Angst vor dem Alter verständlich. Die dezimierte Wahrnehmung der Umwelt und die Schwerfälligkeit der
Bewegungen vermitteln anschaulich die Lebensperspektive der späteren Jahre, so dass Vereine gezielte Bewegungsangebote für diese Altersgruppe schaffen können bzw. mögliche Konfliktpotentiale von
Mischgruppen aufgezeigt werden. Der Initiator des Projekts, Thomas Lotzkat, Sportreferent für Vereins- und Sportentwicklung, sieht für die teilnehmenden Vereine großes Entwicklungspotential. So
werden durch die Eigenerfahrungen in dem Anzug Verständnis und Einfühlungsvermögen der Übungsleiter, Trainer und Ehrenamtlichen ausgebildet und erweitert und dadurch Veränderungsmöglichkeiten und
-notwendigkeiten erkannt.
Stellen sich unsere Sportvereine, zum Beispiel mit Gesundheitsangeboten, nicht auf eine älter werdende Gesellschaft ein, werden die Vereine ein interessantes und größer werdendes Klientel nicht mehr als Mitglieder halten oder binden können – und das wäre nicht nur schade, sondern langfristig möglicherweise auch Existenz bedrohend!
Hier können die Workshops gebucht werden.
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